Das Jahr 1100 v. Chr.

Die weite Ebene, die mit dichten Eichen-, Buchen-, Pappel-, Ulmen- und Stieleichenwäldern bewachsen war, erstreckte sich, soweit das Auge reicht, vom Osten bis hin zum Westen, während sie im Norden schon bald auf die ersten grünen Anhöhen stieß, die, weiter entfernt, höhere Gipfel erahnen ließen. Im Süden kündigte die klarere und hellere Luft hingegen das Meer an, in das die Piave, die Livenza, der Rasego, der Monticano, die vielen Wasserläufe, die die Region durchfurchten, mündeten.

Hier lebten seit etwa 7000 v. Chr. die Euganeer, ein Nomadenstamm, die sich Jahrtausende früher bei seiner Ankunft aus Mitteleuropa auf der Flucht vor der beißenden Kälte der großen Eiszeit auf den nahegelegenen Bergen niedergelassen hatte.

Erst mit der späteren Verbesserung des Klimas als die Ebene sich nach und nach von einer trostlosen, vereisten Tundra zu einer immer gastlicheren Umgebung verwandelte, kamen sie in die Täler herab, um dauerhafte Ansiedlungen zu gründen und die ersten Formen von Landwirtschaft zu betreiben.

Um das Jahr 1100 v. Chr. kam allerdings von den Ufern der Adria eine neue Zivilisation in diese Gegend. Es waren die Veneter, oder die Heneter aus Paphlagonien, wie sie Homer nannte, die, nachdem sie Troja gegen den griechischen Angriff verteidigt hatten, nach der Flucht aus der zerstörten Stadt auf der Suche nach einem besseren Schicksal unter der Führung des Helden Antenor hier her gekommen waren. Die Veneter waren ein Volk mit einer eigenen Sprache und einer eigenen Religion, mit gefestigten gesellschaftlichen Strukturen und baulichen und künstlerischen Fähigkeiten. Sie lebten in Hütten oder Pfahlbauten, die allesamt Fußböden aus gebranntem Lehm, Holzwände und Dächer aus Stroh und Lehm und, oft, eine schattige Pergola aus wildem Wein gegen die sengenden Strahlen der sommerlichen Sonne besaßen. Sie züchteten nicht nur herrliche Pferde, die für ihr weißes Fell, ihre Schnelligkeit, ihre Stärke, ihre Ausdauer und ihren stolzen Gang berühmt waren, sondern auch Rinder, Schweine und Schafe. Sie bauten Weizen, Gerste, Hirse und Weinstöcke, aus denen sie einen dunklen, herben, starken Wein gewannen, an.

Sie waren auch geschickte Jäger. Die Natur war fruchtbar: Aus den Wäldern, in denen es vor Hirschen, Rehen, Wildschweinen, Wildziegen, Wildenten und Hasen nur so wimmelte, gewannen sie nicht nur das Fleisch, sondern auch die Kleidung, Felle und Werkzeuge, während sie in den vielen Wasserläufen, Weihern und Sümpfen nach jeder Art von Fischen fischten.

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